Diskrepanzen zwischen dem expliziten und impliziten Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv wurden vor dem Hintergrund des Rahmenkonzepts Erhalt und Steigerung der psychischen Fitness von Soldaten und Soldatinnen bezüglich ihrer Zusammenhänge mit der Resilienz, dem Kohärenzgefühl, der Posttraumatischen Reifung und der Lebensqualität sowie der Effektivität des Führungsstils untersucht. Hierbei kam eine Messbatterie bestehend aus einem selbst konzeptualisierten demographischen Fragebogen, einem projektiven Verfahren und 10 validierten und normierten psychometrischen Tests zum Einsatz. Die Stichprobe bestand aus N = 302 Offizieranwärtern (222 Männer/80 Frauen), die zum Zeitpunkt der Datenerhebung an der Universität der Bundeswehr in München ihr Studium absolvierten. Es konnten keine signifikanten Korrelationen zwischen dem im Verlauf des letzten Monats erlebten Stress und Motivdiskrepanzen festgestellt werden. Motivdiskrepanzen im Machtmotiv korrelierten mit keiner der untersuchten Outcome-Variablen signifikant. Motivdiskrepanzen im Anschlussmotiv gingen mit einer geringeren globalen Lebensqualität, und im Leistungsmotiv mit geringerer Posttraumatischer Reifung sowie einer geringeren Effektivität des Führungsstils einher (schwache Effekte). Erwartungsgemäß waren sowohl Stress signifikant negativ, als auch Handlungsorientierung signifikant positiv mit der Resilienz korreliert (mittlere Effekte). Es bestanden auch ein signifikant negativer Zusammenhang von Stress (starker Effekt) und ein signifikant positiver Zusammenhang von Handlungsorientierung (mittlerer Effekt) mit dem Kohärenzgefühl. Stress war zudem signifikant negativ mit der globalen Lebensqualität (mittlerer Effekt) und der Effektivität des Führungsstils korreliert, mit welcher die Handlungsorientierung in einem signifikant positiven Zusammenhang stand (schwache Effekte). Handlungsorientierung zeigte sich weder für die Beziehungen zwischen Stress und Motivdiskrepanzen, noch für die Beziehungen zwischen Stress und der psychischen Fitness sowie der Effektivität des Führungsstils als Moderator. Von allen erhobenen impliziten Motiven ging nur das implizite Anschlussmotiv mit einer größeren Effektivität des Führungsstils einher (schwacher Effekt). Bei den expliziten Motiven korrelierte das Anschlussmotiv signifikant niedriger mit der Effektivität des Führungsstils, als das Leistungs- und Machtmotiv (schwacher Effekt). Die aufgrund empirischer Vorbefunde angenommene Mediatorrolle von Motivdiskrepanzen im Zusammenhang zwischen Stress und Handlungsorientierung, beziehungsweise deren Interaktionsterm mit der Resilienz, dem Kohärenzgefühl, der Posttraumatischen Reifung, der Lebensqualität sowie der Effektivität des Führungsstils, konnte nicht bestätigt werden. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass Motivdiskrepanzen in den verschiedenen Motivbereichen inkonsistent mit den unter der psychischen Fitness subsumierten Variablen und der Effektivität des Führungsstils assoziiert sind. Die bislang bestehenden Befunde aus der Motivforschung scheinen nicht ohne weiteres replizierbar und auf andere Populationen übertragbar zu sein. Die vier unter der psychischen Fitness subsumierten Variablen wiesen darüber hinaus divergente Zusammenhangsmuster mit relevanten Drittvariablen auf. Als mögliche Implikationen der erhaltenen Ergebnisse für die Wissenschaft und für die Praxis werden die Frage nach der Stabilität und Replizierbarkeit von Motivdiskrepanzeffekten sowie Empfehlungen für die Personalauswahl und die zukünftige Präventions- und Interventionsarbeit der Bundeswehr besprochen. Die Untersuchung direktionaler Diskrepanzeffekte, die Validierung des Konzepts der psychischen Fitness sowie das Management psychischer Belastungen bei Bundeswehrsoldaten werden als mögliche zukünftige Forschungsfragestellungen diskutiert.
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