Die Arbeit unterwirft wissenschafts- und erkenntnistheoretische Prämissen praktisch-technologischer Anwendungen bewegungswissenschaftlicher Erkenntnisse in der Sportwissenschaft einer kritisch-konstruktiven Analyse. Ausgehend von publizierten Anwendungsbeispielen werden dabei bewegungswissenschaftliche Forschungsperspektiven und didaktische Anwendungsperspektiven auf drei Ebenen differenziert und verknüpft: auf wissenschaftstheoretische, objekttheoretischer und auf didaktischer Ebene. Auf wissenschaftstheoretischer Ebene geht es insbesondere um Fragen der Möglichkeit und Gültigkeit von Transformationen theoretischer Einheiten und empirischer Befunde in pragmatische Einheiten im didaktischen Kontext. Neben dem prinzipiell bestehenden Technologieproblem im Zusammenhang zwischenmenschlichen Handelns werden eine Reihe weiterer Probleme der Theorie-Praxis-Transformation behandelt. Diskutiert werden insbesondere Modell-, Reduktionismus- und Validitätsprobleme, die bei Theorie-Praxis-Transformationen zwangsläufig zu Unschärfen, Verschiebungen und Fundierungslücken führen. Zur Minimierung solcher Transformationsfolgen werden auf der Anwendungsseite Strategien heterogener Fundierung vorgeschlagen. Auf Seiten der Forschung sollten neben paradigmenorientierten verstärkt auch problemorientierte Fragestellungen und Strategien verfolgt werden. Die wissenschaftstheoretische Perspektive abschließend wird versucht, über einen ökopsychologischen Handlungs-/Wahrnehmungsbegriff eine zugleich integrations- wie differenzierungsfähige Grundeinheit zu etablieren, auf die sich anwendungsbezogene Forschung und didaktische Konstruktion gleichermaßen beziehen können. Dies wird auf objekttheoretischer Ebene an zwei Beispielen problemorientierter Forschung im Kontext eines sportpädagogischen Projekts zum Sport mit blinden Menschen verdeutlicht. In diesem Forschungskontext schälten sich mit dem Problem der Bewegungsvorstellung beim Lernen und mit dem Problem der Raumwahrnehmung beim sportlichen Handeln zwei Probleme heraus, die einer differenzierten Bewegungsforschung bedürfen. Im Zusammenspiel einer problemadäquaten Fassung der Analyseeinheit und einer problemorientiert- experimentellen Forschungsstrategie werden Resultate erzielt, die sich ohne aufwändige Transformationsprozeduren auf den didaktischen Forschungskontext rückbeziehen lassen und somit den "Theorie-Praxis-Graben" ein Stück weit verkleinern. Zuletzt kommt der ökopsychologische Handlungsbegriff als Analyse- und Konstruktionsbasis auch auf praxisbezogener Ebene zum Tragen. An didaktisch-methodischen Beispielen werden Probleme traditioneller fertigkeitsorientiert-linearer Lehrmethodik thematisiert und theoretische Grundlinien handlungs- und erfahrungsorientierter Lernfelder entworfen. Diese werden an den Themen „Schwingenlernen auf Ski“ und „Werfen in der Leichtathletik“ exemplarisch konkretisiert und erläutert.    «

Die Arbeit unterwirft wissenschafts- und erkenntnistheoretische Prämissen praktisch-technologischer Anwendungen bewegungswissenschaftlicher Erkenntnisse in der Sportwissenschaft einer kritisch-konstruktiven Analyse. Ausgehend von publizierten Anwendungsbeispielen werden dabei bewegungswissenschaftliche Forschungsperspektiven und didaktische Anwendungsperspektiven auf drei Ebenen differenziert und verknüpft: auf wissenschaftstheoretische, objekttheoretischer und auf didaktischer Ebene. Auf wissen...    »