Kurzfassung:
Der Fachexperte in der Wasserwirtschaft muss mehr denn je mit fachlicher Flexibilität kompetent und verantwortungsvoll in interdisziplinären Arbeitsteams und Beteiligungsprozessen zusammenarbeiten. Bei konkreten Planungs- und Umsetzungsprozessen der Wasserwirtschaft manifestiert sich dieser Bedarf besonders in zwei Bereichen: beim Austausch von Experten- und Erfahrungswissen während der Suche nach Lösungen für spezifische Planungsaufgaben und beim Austausch von Experten- und Erfahrungswissen im Rahmen der Beteiligung von Behörden, betroffener oder interessierter Öffentlichkeit.
Für die Untersuchung des Umgangs mit Wissen im konkreten wasserwirtschaftlichen Handeln lassen sich nach Auffassung des Verfassers folgende zentralen Fragestellungen aus der Praxis ableiten:
- Ist die technische Vernetzung von Wissen in Organisationen der Wasserwirtschaft ausreichend?
- Wird die Kommunikation von Wissen in der Wasserwirtschaft den Herausforderungen durch sehr unterschiedliche Fachterminologien, Kommunikationsformate, Denkstile und Planungskulturen gerecht?
- Ist die Beteiligung von Wissensträgern in wasserwirtschaftlichen Planungsprozessen angemessen?
- Welchen Einfluss haben die Strukturen wasserwirtschaftlicher Organisationen auf den Umgang mit Wissen?
- Wie wird Wissen nach Planungsprozessen reflektiert, eingeordnet und gespeichert?
Die vorliegende Untersuchung des wasserwirtschaftlichen Wissensmanagements bedient sich der Methode der Fallstudienanalyse. Als empirische Grundlage der Analyse dient die Planung sowie bauliche Umsetzung des integrierten Konzeptes zum Hochwasserschutz an der Oberen Iller. Zur Analyse der verschiedenen Wissensinteraktionen werden zwei Wissensmanagement-Modelle genutzt. Der Vergleich der Analyseergebnisse (Ist-Zustand) mit Erfolgsfaktoren (Soll-Zustand) aus der Wissensmanagement-Forschung führt zu Gestaltungsdimensionen für die Weiterentwicklung des Umgangs mit Wissen in der Wasserwirtschaft.
So lassen sich Handlungsempfehlungen zu einem weiteren Abbau von Wissensinseln aufzeigen. Für einen gelingenden Austausch von implizitem Wissen in Planungsprozessen sowie für Wissensentwicklungsprozesse lassen sich günstige Rahmenbedingungen empfehlen. Dies gilt sowohl für die Wissenskommunikation in Fachkreisen wie auch in Beteiligungsprozessen, wobei im Rahmen von Beteiligungen dem Wissensvermittler ein besondere Rolle zukommt. Eine Weiterentwicklung beim Umgang mit Wissen in der Wasserwirtschaft lässt sich schließlich auch im Bereich der Reflexion und Einordnung von Wissen aufzeigen.