Aufgrund der neuen Möglichkeiten der digitalen Informationsverarbeitung wird unsere aktuelle Epoche auch gerne als Informationszeitalter bezeichnet. Noch nie zuvor ließen sich Informationen so schnell und in der Vielfalt abrufen und verbreiten wie heute. Anders als Mark Weiser in seinem Artikel "The Computer for the 21st Century" prophezeite (Weiser, 1999), findet dieser für uns so wichtige Austausch digitaler Information heute allerdings noch überwiegend auf Basis von persönlichen Geräten (z. B. Smartphones, Tablets oder Laptops) statt. Obgleich der Einsatz großer interaktiver Wandbildschirme durch den technischen Fortschritt inzwischen möglich und erschwinglich wäre, wird das damit verbundene Potenzial der visuellen Informationsvermittlung im öffentlichen Raum bisher nicht ausgeschöpft. Grund dafür ist, dass dieser neuartige Nutzungskontext nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch neue Herausforderungen sowohl für Nutzer als auch für Designer öffentlicher Informationsanwendungen mit sich bringt. Paradigmen der Gestaltung von persönlichen digitalen Geräten lassen sich deshalb nicht eins zu eins auf öffentliche Wandbildschirme übertragen. Damit in Zukunft interaktive Informationstafeln in großer Zahl in den öffentlichen Raum Einzug erhalten und dadurch unsere digitale Infrastruktur in die nächste Stufe übergehen kann, müssen Kenntnisse über das Nutzerverhalten und die Herausforderungen bei der Interaktion mit derartigen Systemen vorhanden sein und konkrete Empfehlungen für deren Gestaltung bereitstehen. Diese Arbeit möchte hierzu einen Beitrag leisten. Konkret wurde in einem nutzerzentrierten Gestaltungsprozess ein Unterstützungskonzept für die Exploration von interaktiven mehrbenutzerfähigen Informationstafeln im (halb) öffentlichen Raum erstellt, das zuvor identifizierte Herausforderungen adressiert und bekannte Lösungsansätze aufgreift. Grundlage für die konzipierte Lösung stellte dabei der Einsatz visueller Stimuli zur Lenkung der Aufmerksamkeit und des Verhaltens von Nutzern während der Exploration dar. In insgesamt drei Studien wurde dieses Unterstützungskonzept evaluiert und iterativ verbessert, bis dieses den Nutzern in allen Phasen der Exploration in zufriedenstellendem Maße Unterstützung bei der Bewältigung der damit verbundenen Hürden bot. Dabei kamen gängige empirische Methoden aus der Mensch-Maschine-Interaktion sowohl im Labor als auch im Feld zum Einsatz. Eine Feldstudie am Flughafen Hamburg zeigte, dass ein statisches Tutorial effektiv genutzt werden kann, um die Interaktionsmöglichkeiten, die Eingabemodalität und -befehle eines öffentlichen Fluginformationssystems zu vermitteln. Es wurde deutlich, dass die erforderliche Genauigkeit der so bereitgestellten Hilfestellung mit der Komplexität der Interaktionstechnik steigt und mit dem Bekanntheitsgrad sinkt. Die Statik des Tutorials förderte zudem die freie Exploration der Nutzer. In einer zweiten Feldstudie konnte durch die Präsentation von Nutzerrepräsentationen auf einer physischen Erweiterung des Informationsbildschirms in Form eines interaktiven Flures, die Aufmerksamkeit und das Interesse von Passanten effektiv geweckt werden. Die Erweiterung des Fokus, des Nimbus und insbesondere deren Schnittmenge machte es möglich, dass Passanten bereits frühzeitig auf die Anwendung aufmerksam wurden, weil sie die Nutzerrepräsentationen vor ihnen gehender Passanten auf der Installation erblickten (Forerunner-Effekt). Gleichzeitig wurde die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutzer zu früh (Blind-Spot-Effekt) oder zu spät (Landing-Effekt (Müller et al., 2012)) ihre Aufmerksamkeit auf den Bildschirm richteten, reduziert. In einer Laborstudie wurde untersucht, wie sich eine dynamische Nutzerführung im Kontext von Anwendungen mit verschiedenen Eingabemodalitäten zur Unterstützung des Explorationsprozesses einsetzten lässt. Es wurde deutlich, dass sich auf diese Weise die sonst nur schwer zu verstehende Multimodalität einer öffentlichen Informationstafel vermitteln lässt. Während der mehrstufigen Evaluierung des Unterstützungskonzeptes in unterschiedlichen Nutzungskontexten konnten neue Erkenntnisse zum Nutzerverhalten und zur Wirkungsweise von visuellen Stimuli an öffentlichen Informationstafeln gewonnen werden. Aus diesen Erfahrungen und Erkenntnissen wurden anschließend allgemeine Gestaltungsempfehlungen für die Konzeption und den Einsatz visueller Stimuli zur Unterstützung des Explorationsprozesses an interaktiven Informationsbildschirmen im öffentlichen Raum abgeleitet. Diese können von Designern derartiger Systeme herangezogen werden, um für ihre konkrete Anwendung ein maßgeschneidertes Unterstützungskonzept zu erarbeiten. Durch die Beiträge dieser Arbeit soll die Wissensbasis für Designer von öffentlichen interaktiven Informationstafeln erweitert und Orientierung für die konkrete Gestaltung dieser Systeme geschaffen werden. Dadurch soll ein wirkungsvoller und gleichzeitig nutzerfreundlicher Einsatz derartiger Systeme ermöglicht werden, sodass eine vielversprechende und zeitgemäße Form der visuellen Informationsverbreitung im öffentlichen Raum Wirklichkeit werden kann.
«Aufgrund der neuen Möglichkeiten der digitalen Informationsverarbeitung wird unsere aktuelle Epoche auch gerne als Informationszeitalter bezeichnet. Noch nie zuvor ließen sich Informationen so schnell und in der Vielfalt abrufen und verbreiten wie heute. Anders als Mark Weiser in seinem Artikel "The Computer for the 21st Century" prophezeite (Weiser, 1999), findet dieser für uns so wichtige Austausch digitaler Information heute allerdings noch überwiegend auf Basis von persönlichen Geräten (z. B...
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