"A few principles and a little order are needed to run the affairs of the world."
(---Jacques Chirac)
Der Aussage Jacques Chiracs, dass zumindest einige wenige Prinzipien und ein klein wenig Ordnung von Nöten seien, um die Geschicke der Welt zu leiten, würden – abgesehen von einigen Anarchisten – wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen widersprechen. Wie würde die Welt aussehen, hielten sich die Staaten nicht an gewisse Regeln, Prinzipien oder Normen? Wäre sie zwangsläufig anarchisch oder chaotisch? Diese Frage wurde in der Geschichte der internationalen Beziehungen, in akademischen und politischen Debatten oft gestellt und noch öfter widersprüchlich beantwortet. Nicht selten wählen weniger mächtige Staaten die Regelmissachtung als Mittel der Einflusssteigerung und sukzessive Regelbefolgung als Verhandlungsmasse gegenüber der Ordnungsmacht. In anderen Fällen missachten Akteure die internationale Ordnung, um ihren Unmut über die Ordnung zum Ausdruck zu bringen, weil diese möglicherweise ihren perzipierten Interessen widerspricht. Diese Fälle der Ordnungsmissachtung traten und treten immer wieder auf, ohne dass hierdurch zwangsläufig die internationale Ordnung destabilisiert wurde oder chaotische Zustände ausbrachen. Ein Hauptgrund hierfür war und ist die Existenz und Bemühung eines mächtigeren, eines dominanten Staates, die bestehende internationale Ordnung, die er nicht selten selbst errichtet hat, aufrecht zu erhalten. Was passiert aber mit der internationalen Ordnung, wenn der dominante Staat selbst die Regeln, Prinzipien und Normen verletzt? Welche Auswirkungen hat es auf die Stabilität der internationalen Ordnung, wenn derjenige Staat, der die Regeln, Prinzipien und Normen selbst geschaffen hat und andere Nationen dazu anhält, diese zu einzuhalten, diese selbst übertritt? Wie reagieren insbesondere Großmächte auf diese einseitigen Regelüberschreitungen der Ordnungsmacht, des dominanten Staates, und wie beeinflussen die Reaktionen der Großmächte die Stabilität der internationalen Ordnung? Diese Arbeit ist somit eine Analyse sowohl der ordnungspolitischen Folgen U.S.-amerikanischen Unilateralismus als auch des Unilateralismus selbst. Denn um die übergeordnete Frage nach den Konsequenzen unilateraler Handlungen eines dominanten Staates für die internationale Ordnung beantworten zu können, muss genauso geklärt werden, was die Regel und was die Ausnahme davon ist. Es wird folglich ausführlich erklärt, wodurch sich Unilateralismus auszeichnet, was sein charakteristischer Kern ist und warum ein Staat sich unilateral verhält. Konkret wird der U.S-amerikanische Unilateralismus im Kontext amerikanischer wie auch europäischer und chinesischer Verfassungsrechtsinterpretationen dargestellt, um ein möglichst umfassendes Bild über die ordnungspolitischen Konsequenzen des „einseitigen und entgegen akzeptierter multilateraler Regeln, Prinzipien und Normen der internationalen Ordnung festgelegten und/oder ausgeführten Verhalten eines Staates“ zeichnen zu können. Aus der Perspektive der Power Transition Theory wird anhand des handelpolitischen Fallbeispiels des Helms-Burton-Acts von 1996 sowie an dem sicherheitspolitischen Fallbeispiel des Irakkrieges von 2003 gezeigt, dass die zwischenstaatliche Machtverteilung auf internationaler Systemebene maßgeblich darüber bestimmt, ob der amerikanische Unilateralismus eingehegt und eine Veränderung der Regeln, Prinzipien und Normen der internationalen Ordnung verhindert werden kann.
«"A few principles and a little order are needed to run the affairs of the world."
(---Jacques Chirac)
Der Aussage Jacques Chiracs, dass zumindest einige wenige Prinzipien und ein klein wenig Ordnung von Nöten seien, um die Geschicke der Welt zu leiten, würden – abgesehen von einigen Anarchisten – wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen widersprechen. Wie würde die Welt aussehen, hielten sich die Staaten nicht an gewisse Regeln, Prinzipien oder Normen? Wäre sie zwangsläufig anarchisch oder ch...
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